Die Vermittlung von Medienkompetenz ist konstitutiv für jedes Bürger*innenradio, benötigen ehrenamtliche Produzent*innen doch zumindest einen Grundkurs zur Bedienung von Studio- und Aufnahmetechnik. Zu den selbstverständlichen Angeboten von Leibniz.fm gehören daher Schulungen, die Radiointeressierte als Techniker*innen, Reporter*innen oder Moderator*innen qualifizieren. Diese Einführungskurse in eine ehrenamtliche Radioproduktion werden fortlaufend modular und quartalsweise angeboten, so dass Teilnehmende nicht an starre zeitliche Vorgaben gebunden sind und vor allem nicht alle Einzelkurse in einem Block besuchen müssen.
Über die Grundkurse hinaus bieten oder vermitteln wir u.a. auch Moderations- und Sprechtrainings sowie Interview- und Nachrichtenseminare. Regelhaft werden Praktikumsplätze in Redaktion, Technik und Verwaltung angeboten, im redaktionellen Arbeitsbereich darüber hinaus auch Volontariate. Optional kommt eine Kooperation mit Stadt- und/oder Region Hannover oder dem Bürger*innenfernsehen „h 1“ bei der berufsqualifizierenden Ausbildung von Mediengestalter*innen für Bild und Ton in Betracht.
Die Praktika zielen nicht nur auf Schüler*innen aus Stadt und Region, sondern vermitteln ebenso ausbildungsrelevante Qualifikationen. Infrage kommen etwa Jahrespraktika zum Erwerb der Fachholschulreife für junge Menschen ohne Abitur oder auch monatsweise Praktika für Studierende medienbezogener Fächer. Unabhängig von ihrer Verweildauer im Sender können Praktikant*innen sich in die Gestaltung des Programms auf Leibniz.fm einbringen, eigene Beiträge erstellen, im Crossmedia-Bereich Inhalte produzieren und online stellen oder kreative Projektideen realisieren.
Im Bereich der Verwaltung erhalten Praktikant*innen einen Einblick in Büroorganisation, Buchhaltung, Mitgliederbetreuung und Öffentlichkeitsarbeit von Leibniz.fm. Letzteres ist zugleich eine Schnittstelle zur Social Media-Redaktion des Senders, so dass bei entsprechendem Interesse und in Abhängigkeit von der Verweildauer auch Redaktionsassistenzen infrage kommen. Schwerpunkt der Kompetenzvermittlung im Bereich der Technik sind demgegenüber Aufnahme- und Mikrofontechnik sowie der digitale Audioschnitt.
Ein besonderer Schwerpunkt der Medienkompetenzvermittlung bei Leibniz.fm erfolgt durch Erstellung und Verbreitung von Podcast-Angeboten. In Kooperation mit Schulen aus Stadt und Region an möchten wir für unser Programm Podcast-Produktionen durch Schüler*innen zu interessanten Themen jenseits der Tagesaktualität motivieren. Inhaltlich wollen wir dabei insbesondere Kulturorte und Lokalgeschichte in den Fokus rücken.
Im Kern geht es bei unserem Podcast-Konzept um eine digitale Geschichtswerkstatt als Form der Dokumentation von Dorf- oder Stadtteilgeschichte aus Stadt und Region Hannover. Ältere Menschen erzählen gern von früher, schreiben ihre Erfahrungen und Erlebnisse aber nur in sehr seltenen Fällen auf. Geschichtsschreibung stützt sich daher allzu oft nur auf offizielle Dokumente als Quellen, weil die meisten Bürger*innen ihre Erinnerungen nicht festhalten. Es erscheint daher reizvoll, nicht nur ältere, sondern vor allem auch alteingesessene Menschen durch junge Menschen interviewen zu lassen und das Ergebnis in einem durch die beteiligten Schüler/innen produzierten Podcast zu präsentieren.
Leitgedanke des langfristig angelegten Podcast-Projekts ist die Erstellung eines digitalen Gedächtnisses zur Stadt- und Regionalgeschichte. Vermittels eines strukturierten Interviews, dessen Fragen gemeinsam von Schüler*innen und Lehrer*innen und in Abstimmung auch mit anderen Bildungsträgern zu erarbeiten sind, soll eine Audiodatenbank als kulturgeschichtliches Archiv angelegt werden. Neben eher singulären Erinnerungen, die in der Zusammenschau aber sehr wohl auch geeignet sein können, eine neue oder zumindest ergänzende Sicht auf offizielle Geschichtsschreibung zu ermöglichen, werden herausragende Ereignisse der Lokalgeschichte durch die Interviews im jeweils subjektiven Erleben von Zeitzeug*innen nachvollziehbar und über den zu erstellenden Podcast auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Während interviewbasierte Podcasts mit lebensälteren Einwohner*innen eher in der Summe geeignet sind Lokalgeschichte zu dokumentieren, erfolgt die Geschichtsvermittlung im Podcast-Format „Kulturorte“ direkt durch Expert*innen. In Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege sollen sukzessive alle Bau- und Naturdenkmäler in Stadt und Region vorgestellt und in ihrer Bedeutung erläutert werden. Die so erstellten Beiträge laufen nicht nur im Tagesprogramm von Leibniz.fm, sondern werden danach langfristig zum Hören oder Wiederhören angeboten. Denkbar wäre insoweit auch eine Verlinkung des im Januar 2020 freigeschalteten digitalen Denkmalatlas Niedersachsen mit den jeweils zugehörigen Podcast-Beiträgen im Angebot von Leibniz.fm.
Geschichte lebendig werden zu lassen, ist ein wesentliches Anliegen von Leibniz.fm, gemeinsam mit Schulen u.a. Bildungsträgern soll es umgesetzt werden. Getreu dem Motto „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten“, wollen wir wichtige Informationen aus früheren Dekaden aufbereiten und in interessanter Form vermitteln. Hierzu gehört auch die Erzählung der Geschichte von Menschen, zu deren Gedenken in Hannover zahlreiche sogenannte Stolpersteine in die Gehwegpflaster eingelassen sind. In Kooperation mit der Gedenkstätte Ahlem, mit Archivar*innen, Historiker*innen und Stadtteilführer*innen wollen wir die Schicksale dieser Menschen in Erinnerung rufen und entsprechende Audiodateien Teil des digitalen Gedächtnisses zur Stadt- und Regionalgeschichte werden lassen.
Über die Ausstrahlung der vorgenannten, in der Regel durch Schüler*innen erstellten Podcast-Angebote hinaus, verstehen wir die von Bürger*innenradios geforderte Vermittlung von Medienkompetenz auch als Teil unseres Programms. Wir wollen in Sozialen Netzwerken nicht nur präsent sein und unsere Inhalte dort crossmedial präsentieren, sondern die Sozialen Netzwerke selbst in ihrer Funktions- und Wirkungsweise auch zum Thema unserer Berichterstattung machen. Von Interesse ist nicht nur, welche Sozialen Netzwerke es gibt und wer sich dort austauscht, sondern auch worüber. Uns bewegt, welche besonderen Herausforderungen sich für eine demokratische Gesellschaft und damit auch für unser lokales Gemeinwesen aus der zunehmenden Individualisierung des Medienkonsums ergeben. Wir wollen mit Expert*innen aus hannoverschen Hochschulen und Universitäten darüber sprechen, wie Algorithmen funktionieren und welche Folgen es für den Journalismus hat, wenn Informationen nur noch über den personalisierten Newsfeed eines Social Media-Accounts vermittelt werden.
Abgesehen davon, dass wir Sendungen aus unserem Format „Digitale Lebenswelten“ ebenfalls crossmedial bewerben und nicht-linear zum Wieder- oder erstmals hören anbieten werden, wollen wir in Kooperation mit Bildungsträgern auch Seminare zu diesen Themen anbieten. Weitere Formen und Partner*innen der Zusammenarbeit ergeben sich projektbezogen, etwa durch Durchführung von Musikworkshops oder digitalen Festivals. Als Ergebnis unseres engen Austausches mit Schulen aus Stadt und Region, erwarten wir hierbei immer wieder eine Mitwirkung auch von Schüler*innen. Während die Jugendlichen ihre Medienkompetenz vor allem durch die Produktion entsprechender Formate stärken, zielen die hier verhandelten Inhalte vor allem auch auf die Zuhörer*innen, deren Kompetenz im Umgang mit den für viele immer noch erstaunlich neuen Medien erweitert werden soll.