Leibniz.fm – Die Kulturregion geht ins Radio!
Hannover ist nicht nur Landeshauptstadt, sondern auch ein Zentrum von Hoch- und Subkultur; eine Stadt und Region, in der Studierende und Kulturschaffende eine Vielzahl von Initiativen unterhalten, die im Zusammenspiel mit einer lebendigen Club- und Gastronomieszene ganz wesentlich zu einer hohen Lebensqualität beitragen. Neben den persönlichen Kontakten ist es vor allem diese Kultur- und Eventszene, die unter den Bedingungen der grassierenden Pandemie besonders leidet. Wir sind eine Gruppe von Menschen, die sich der Kultur besonders verpflichtet fühlen. Zugleich glauben wir an die Idee und an den Erfolg eines gut gemachten Bürger*innenradios. Wir wollen deshalb, gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen, ein zu unserer Kulturhauptstadt passendes Radio etablieren und den Neustart der Veranstaltungsszene nach Ende der Pandemie aktiv unterstützen.
„Leibniz.fm“ ist die Initiative für ein Radio von Menschen aus der Region für Menschen aus der Region. Es bietet Personen und Gruppen eine Plattform, die es verdient haben gehört zu werden. Nur hier kommen lokale Themen und ganz besonders die lokale Kulturszene zu Wort. Radio ist ein besonders schnelles Medium und kann sofort live über aktuelle Geschehnisse berichten. Der Bürger*innenrundfunk ist eine wichtige Ergänzung der öffentlich-rechtlichen und privaten Medien. Seit der Abschaltung des früheren Lizenznehmers hat Hannover eine Lücke in der Medienlandschaft, die wieder mit Leben gefüllt werden muss – und zwar mit einem professionellen Programm. Auch wenn unsere Sendungen zugleich im Internet gestreamt und durch nichtlineare Formate ergänzt werden sollen, bietet die Verbreitung über UKW ungleich größere Chancen weite Teile der Bevölkerung zu erreichen als eine lediglich kabel- oder internetbasierte Bereitstellung. Ein Radio verbraucht kein mobiles Datenvolumen, es funktioniert, unterhält und informiert Menschen auf der Baustelle wie im Büro, im Auto oder Zuhause.
Leibniz ist unser Held!
Gottfried Wilhelm Leibniz gilt als der vielleicht letzte Universalgelehrte. Sein weit verzweigter Briefwechsel machte ihn zu dem, was man heute einen begnadeten Netzwerker nennen würde. Eine solche Vernetzung streben wir auch mit unserem Bürger*innenradio an, um möglichst frühzeitig über interessante Entwicklungen in Stadt und Region informiert zu sein und über diese berichten zu können. Wir wollen nicht nur selber transparent sein, sondern auch Transparenz herstellen über das Gemeinwesen in unserem Verbreitungsgebiet.
Mit seiner Rechenmaschine mit Staffelwalze schuf Leibniz eine Art ersten Computer, das von ihm wesentlich entwickelte duale Zahlensystem legte den Grundstein für das, was man heute Programmierung nennt und ist der Ursprung zur rechnergestützten Informationstechnologie unseres Jahrhunderts. Mit „Leibniz.fm“ wollen wir hieran anknüpfen und mehr bieten als ein lineares Radioprogramm. Unser Konzept beinhaltet einen methodischen Crossmedia-Ansatz. Wir wollen uns nicht ausschließlich auf das Radiomachen konzentrieren, sondern die von zahlreichen ehrenamtlichen Redakteur*innen produzierten Inhalte auch über Soziale Netzwerke bewerben.
Gegenstand der digitalen Verbreitung und des internetbasierten Vertriebs werden so zugleich die von uns im Radio beworbenen traditionellen Medien. Buchempfehlungen, die auf „Leibniz.fm“ gesendet werden, finden sich anschließend durch unsere Posts also auch auf Twitter, Facebook oder Instagram wieder, angepasst auch auf TikTok, Reddit oder Snapchat. Unser Anspruch ist es jedenfalls, auch junge Zielgruppen mit Angeboten der Bürger*innenmedien zu erreichen. Ebenso thematisieren wir das tagesaktuelle Geschehen in Form einer lokalen Presseschau und sprechen Journalist*innen auch direkt an.
Mit dem Branding „Leibniz.fm“ referenzieren wir genau wie die Universität auf einen genialen Wissenschaftler, dem Hannover mehr zu verdanken hat als die zeitweilig erfolgreiche Prätendentschaft auf den britischen Königsthron. Wir wollen ein Bürger*innenradio sein, das Spaß macht und zugleich unaufdringlich Wissen vermittelt. Faktenbasierte Berichterstattung ist unser Credo und Wahrheit für uns nicht nur eine Meinung. Auch hierin sehen wir uns ganz in der Tradition des sympathischen Rechtsgelehrten und Historikers, nicht zuletzt, damit Geschichte sich nicht wiederholt.
Weil die Bedeutungskurve für gedruckte Presseerzeugnisse sinkt, ist ein Bürger*innenradio für Stadt und Region Hannover umso wichtiger. Zwar wollen wir die Tagespresse in unsere Berichterstattung einbeziehen, etwa indem wir Journalist*innen der HAZ oder der NP um Standpunkte bitten und befragen, wie sie zu ihren Einschätzungen und Kommentaren wichtiger lokalpolitischer Ereignisse gekommen sind. Gleichwohl sehen wir langfristig keine Perspektive für die umfassende Lokalberichterstattung durch Zeitungen in ihrer heutigen Form. Mit „Leibniz.fm“ wollen wir deshalb ein ergänzendes Angebot schaffen, in das die Stadtgesellschaft sich selbst einbringt, um über ihr Lebensumfeld zu berichten und zu dessen aktiver Gestaltung beizutragen. Wenn der Journalismus wirtschaftlich unter Druck gerät, braucht Demokratie zusätzliche und andere Plattformen als nur internetbasierte Soziale Netzwerke.
Kultur macht schlau!
Auch wenn das Ende der Covid19-Pandemie zurzeit noch nicht absehbar ist, steht doch heute bereits fest: Die vor allem von ehren- und zivilgesellschaftlichem Engagement getragene Szene der freien Kulturarbeit wird eines Neustarts bedürfen – und Hannover benötigt diesen dringend. Als Bürger*innenradio für Stadt und Region wollen wir Teil dieses Neustarts sein und den enormen kulturellen Reichtum gerecht verteilen. Die terrestrische Verbreitung über die Frequenz 106.5 MHz ermöglicht eine niedrigschwellige Teilhabe an zugangsoffenen Angeboten, in deren Mittelpunkt kreatives Schaffen von Menschen steht, die hier leben und arbeiten. „Leibniz.fm“ wird diesen Ideenreichtum hörbar machen.
Wesentliches Alleinstellungsmerkmal von „Leibniz.fm“ ist eine andere Musikfarbe als jedwedes Formatradio sie präsentiert. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum zu glauben, dass die Menschen vor allem die Musik hören wollen, die sie bereits kennen. Unsere Wahrnehmung ist eine vollkommen andere: Große Teile auch der Stadtgesellschaft sind genervt von den immer gleichen Songs und Interpret*innen, die ihnen durch das Formatradio präsentiert werden. Neue Künstler*innen haben in solchen Programmen kaum eine Chance, außer sie bieten die gleiche, nahezu retortenhaft hergestellte Massenware musikalischer Überproduktion. Die Klangfarbe privatwirtschaftlicher Radiosender ist nicht nur Ausdruck von fehlendem Mut und buchstäblicher Eintönigkeit, sondern stellt auch eine permanente Unterforderung des Publikums dar.
Wir setzen – generell, aber eben auch bei der Musik – auf ein Radio, das die Neugierde der Hörer*innen weckt, sie mit neuen Gedanken, neuen Ideen und eben auch mit neuen Melodien zusammenführt. Es gibt kein allgemeines Bedürfnis nach ständiger Wiederholung des Altbekannten, schon gar nicht in der Musik, sondern eine tiefe Sehnsucht nach neuen tollen Songs und nach authentischen Künstler*innen wie sie das weite Spektrum des Indiepop idealtypisch bietet. Ebenso wichtig wie die Klangfarbe sind dabei die Texte, die in einem werbefreien Radio durchaus auch Niveau haben dürfen. Begleiten wollen wir das durch eine intelligente Moderation, nicht durch aufgesetzte Fröhlichkeit und vom Blatt abgelesene Witze. Ein Bürger*innenradio, das lediglich kommerzielle Formate kopiert, hat keinerlei Existenzberechtigung.
„Leibniz.fm“ wird selbstverständlich eine Plattform sein für Musiker*innen aus Stadt und Region. An der Hochschule für Musik, Theater und Medien werden fortlaufend Studierende zu häufig national und auch international erfolgreichen Künstler*innen ausgebildet. Während ihres Lebensabschnitts in der Stadt wollen wir sie vorstellen und über ihre Konzerte berichten. Aber auch über die HMTM hinaus bringt Hannover immer wieder interessante Musicacts hervor, denen wir eine Radiobühne bieten wollen. Wir holen die „UNESCO City Of Music“, auch in Form einer „Open Stage“, auf UKW in unser Tagesprogramm. Lokale Musiker*innen erhalten hier zusätzliche Auftrittsmöglichkeiten, können sich und ihre Ideen präsentieren.
Ein Lokalradio ist aufgrund seines Selbstverständnisses immer auch ein Veranstaltungs-Radio. Club- Konzerte werden nicht nur annonciert, sondern im Musikprogramm durch Einspielen von Songs der demnächst in der Stadt auftretenden Künstler*innen auch beworben. Bei passender Klangfarbe sind auch Akustik-Sessions im Sender möglich, Interviews mit auftretenden Künstler*innen sowieso. Hannover verfügt über eine beeindruckende Club- und Veranstaltungsszene, die nach Ende der Pandemie auf ein erlebnishungriges Publikum treffen wird. Musikalisch wird hier viel mehr geboten als nur Party, aber ja, eine Kulturhauptstadt geht auch tanzen! Und eine Hauptstadt braucht eine Initiative, die diese Kultur auch ins Radio bringt.
Natürlich stellt „Leibniz.fm“ keine Vollredaktion, um über all diese kulturellen Highlights journalistisch zu berichten. Sehr wohl gibt es aber Musik-, Theater-, Kunst- und Literaturbegeisterte in Hannover in großer Zahl. Wir wollen diese Menschen aktiv ansprechen und ihnen eine zusätzliche Plattform bieten, auf der ihre Themen präsentiert werden und auf der sie selbst sich und ihre Themen präsentieren können. Wir unterstützen auf diese Weise Booking-Kollektive und Konzertveranstalter*innen, wir bewerben Ausstellungen, Lesungen, Filmvorführungen und Inszenierungen und wir unterstützen dadurch die kulturelle Szene in Stadt und Region. Kultur zu schaffen, macht nicht oft reich, deshalb wollen wir wenigstens an Kultur reich sein.
„Leibniz.fm“ ist als Radio auch Plattform für andere Medien. Berichtet wird nicht nur über die oft herausragend interessanten Veranstaltungen des Literarischen Salons, sondern ebenso über Lesungen anderer Anbieter*innen und über den in Hannover stark verankerten Poetry Slam. Wir holen Literatur ins Radio, indem im Programm auch Schriftsteller*innen aus Hannover mit ihrem Werk vorgestellt oder Autor*innen, die in der Stadt zu Gast sind, interviewt werden. Wir wollen zur Lektüre anregen, denn lesen macht schlau! Wir gehen deshalb auch auf die besten, mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichneten Geschäfte in Hannover zu und fragen dort nach Empfehlungen für unsere Hörer*innen. Wir lassen die Bücher durch diese Läden vorstellen und geben so Orientierung für Leseerlebnisse in Stadt und Region.
Wir wollen ein Radio machen, in der auch die Bildende Kunst ihren Platz hat. Mit dem Sprengel Museum und dem Deutschen Museum für Karikatur und Zeichenkunst sind in Hannover zwei in ihrem Segment maßgebliche Einrichtungen etabliert, Kestner Gesellschaft und Kunstverein zeigen darüber hinaus immer wieder beeindruckende Wechselausstellungen. Wir wollen diese und die Sonderausstellungen anderer Museen in der Stadt nicht nur ankündigen. Bei uns kommen Kurator*innen zu Wort, genau wie Eindrücke und Stimmungen von Besucher*innen eingefangen werden. Ein Bürger*innenradio ist auch Resonanzraum für kulturelle Veranstaltungen der Stadtgesellschaft.
Demokratie braucht Wissen
Hannover ist nicht nur eine Hauptstadt der Kultur, sondern auch ein Zentrum der Forschung und der Lehre, kurzum: ein Wissenschaftsstandort erster Güte. Mit der Medizinischen und der Tierärztlichen Hochschule sowie mit der bereits erwähnten Hochschule für Musik, Theater und Medien haben international renommierte Einrichtungen hier ihren Sitz. Gerne möchten wir über Studien- und Forschungsinhalte immer wieder auch in unserem Programm berichten. In besonderer Weise gilt dies natürlich für wissenschaftliche und studentische Aktivitäten der Leibniz-Universität. Ein Format „Campus Radio“ soll fester Bestandteil von „Leibniz.fm“ werden und durch Studierende produziert das Leben und Arbeiten von zehntausenden Student*innen in Hannover zum Thema machen.
Wichtig ist uns, der mittlerweile weit verbreiteten Skepsis oder sogar Feindlichkeit gegenüber den Ergebnissen wissenschaftlicher Forschungen entgegenzutreten. Hannover hat herausragend gute Klimaforscher*innen, Philosoph*innen, Virolog*innen oder Politolog*innen, und wir wollen ihnen Gehör verschaffen. Ein Radio ist keine Facebook-Gruppe und die Erde keine Scheibe. Maxime unseres Wortprogramms ist faktenbasierte Information in allgemein verständlicher Form. In einer Zeit, in der sich sogenannte Querdenkerinnen allen Ernstes mit einer Sophie Scholl oder einer Anne Frank vergleichen, ist objektive und einordnende Berichterstattung das Gebot der Stunde.
Wir wollen eine Gegenöffentlichkeit schaffen zu allen, die Holocaust, Pandemie oder Klimawandel leugnen und dabei eng auch mit der Gedenkstätte Ahlem, mit Museen sowie inner- und außeruniversitären Wissenschaftler*innen in Stadt und Region zusammenarbeiten. Politische Vielfalt und unterschiedliche Meinungen sind selbstverständlich für unser Programm. Pluralismus findet dort seine logische Grenze, wo dessen demokratische Voraussetzungen infrage gestellt werden. Ebenso wenig kann es einen Pluralismus des Irrsinns geben, in dem jede noch so krude Behauptung als gleichrangig neben objektiven Wahrheiten verhandelt wird. „Leibniz.fm“ ist ein Bürger*innenradio das informiert, keines das desinformiert. Verschwörungstheorien finden daher auch auf offenen Sendeplätzen bei uns keinen Raum.
Fazit: Neustart!
Kurz gesagt: Leibniz.fm ist neu, anders und einzigartig. Und es ist es wert, einen festen Platz im publizistischen und kulturellen Angebot von Stadt und Region Hannover einzunehmen. Es verlässlich aufzustellen, ist für uns selbstverständlich; es inhaltlich unverwechselbar zu kuratieren, ist unser Ziel. Und es zum Erfolg zu führen, ist unser Anspruch. Wir unterstützen dabei bedingungslos die Kultur- und Eventszene vor Ort, denn ein Leben ohne Kultur ist zwar möglich, aber sinnlos. Unterstützen Sie deshalb auch uns, werden Sie Mitglied oder Sponsor*in unserer Initiative für ein nicht-kommerzielles Lokalradio. Und vor allem: Hören Sie auf uns!
Lea Karrasch, Lothar Schlieckau, Michel Golibrzuch für den Trägerverein „Leibniz.fm e.V. “ in Gründung